Trifft der Stellenabbau bei der Deutschen Post auch Sachsen?


Dresden. Die Deutsche Post will bis zum Jahresende bundesweit 8000 Stellen abbauen. „Aufgrund des beschleunigten Rückgangs der Briefmengen, nachteiliger regulatorischer Rahmenbedingungen und der zusätzlichen Kosten durch die Tarifabschlüsse aus 2023 und 2025 haben wir bei Post & Paket Deutschland Handlungsbedarf“, heißt es auf Anfrage zur Begründung. Nähere Angaben wollte der Mutterkonzern DHL Group nicht machen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir heute noch keine weiteren Details dazu mitteilen können“, sagt ein Sprecher.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft kritisiert den Stellenabbau und fordert von der Politik, die Regelungen des Postgesetzes konsequent umzusetzen. „Die Aussage des Postvorstandes, der Tarifabschluss sei ein Treiber für den Stellenabbau, weisen wir entschieden zurück“, sagt die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. „Der Tarifabschluss stellt sicher, dass die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten Schritt halten. Und mit den zusätzlichen Urlaubstagen musste auf die hohen Belastungen und den überproportional hohen Krankenstand reagiert werden.“

Eine Folge des geschrumpften Briefmarkts

Nun würden jedoch die Auswirkungen einer verfehlten Regulierungspolitik und der geringen Portoerhöhung auf die Arbeitsbedingungen bei der Deutschen Post AG deutlich, so Kocsis weiter. „Der beabsichtigte Stellenabbau ist Ergebnis eines durch die Politik geförderten unfaireren Wettbewerbs in einem immer schneller schrumpfenden Briefmarkt“, sagt die Gewerkschafterin.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Normen Schulze, bei Verdi Fachbereichsleiter für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, verweist auf einen im vergangenen Jahr abgeschlossenen Tarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausschließt. Er warnt vor „unnötiger Dramatisierung“. Auch in Sachsen müssten sich Beschäftigte keine Sorgen machen. Der Abbau erfolge sozialverträglich: keine Neubesetzungen, vorzeitiger Ruhestand, Freiwilligenprogramm mit Abfindungen. Die Post hat in Deutschland 187.000 Beschäftigte, davon rund 8000 in Sachsen. Sie arbeiten in Brief- und Paketzentren, der Zustellung und in der Verwaltung.

Tarifvertrag bringt fünf Prozent mehr Geld

Das Sparprogramm bei der Post ist Bestandteil der Strategie 2030, mit der sich der Konzern mit weltweit rund 600.000 Beschäftigten insgesamt schlanker und effizienter aufstellen möchte. Im Rahmen von „Fit for Growth“ will DHL Group die Kostenbasis strukturell um mehr als eine Milliarde Euro verbessern.

Das Geschäft der Deutschen Post erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 17,3 Milliarden Euro, 2,7 Prozent mehr als 2023. Das Betriebsergebnis sank indes um 5,6 Prozent auf 821 Millionen Euro. Während die Briefmenge durch die Digitalisierung seit Jahren schrumpft, wächst die Zahl der Pakete.

Die Ankündigung des Jobabbaus in Deutschland erfolgt nur zwei Tage nach einem Tarifabschluss mit Verdi für rund 170.000 Briefträger, Paketboten und andere Logistik-Mitarbeiter. Der zwei Jahre laufende Tarifvertrag sieht ein Entgelt-Plus von zunächst zwei Prozent und im zweiten Jahr um weitere drei Prozent vor. Außerdem bekommen alle Beschäftigten einen Extra-Urlaubstag und langjährige Beschäftigte einen weiteren Urlaubstag.

SZ



Originalbeitrag ansehen

Author: admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert