Ostdeutsche Sichtweisen kommen nicht vor
Schmidt sieht hier vor allem die ostdeutschen Kommunen im Hintertreffen: „Es wird einfach ignoriert, dass wir eine andere Geschichte haben, dass hier andere Dinge Priorität haben, wenn man allein die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre oder seit der Wende betrachtet.“ Die großen Unternehmen befänden sich alle im Westen. Im Osten gebe es lediglich ein paar Niederlassungen.
Auf kommunaler Ebene passiert das Leben, also das ist der Kern der Gesellschaft!
„Wir haben uns rausgekämpft, mehr oder weniger als Osten, und sind irgendwo stehen geblieben.“ Das sei in den Ostkommunen vor allem bei den Finanzen spürbar. Dieses Problem sei in den vergangenen Jahren immer akuter geworden. Der größte Teil der Kommunen bekäme nicht einmal mehr den Haushalt aufgestellt. „Die Einnahmen aus Steuern und Schlüsselzuweisungen decken nicht mehr die Ausgaben, weil das immer mehr wird.“ Die Forderungen der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von acht Prozent mehr Lohn hält Schmidt für „absolut utopisch“.
Mehr Aufgaben – mehr Frust
Laut Oberbürgermeister Schmidt können die Kommunen ihre Pflichtaufgaben „so recht und schlecht“ erledigen. „Es kommen immer mehr Auflagen, es kommen immer mehr Standards. Es wird alles immer schwieriger, die Bürokratie wird immer mehr. Und das merken die Menschen, dass dann für Dinge Geld fehlt oder Dinge nicht gemacht werden können. Und das haben alle satt.“
Das merken die Menschen, dass dann für Dinge Geld fehlt oder Dinge nicht gemacht werden können. Und das haben alle satt.
Schmidt hat den Eindruck, die Probleme auf der kommunalen Ebene würden in der „großen Politik“ kaum wahrgenommen. „Aber auf kommunaler Ebene passiert das Leben, also das ist der Kern der Gesellschaft!“ Wenn man Politik im Radio oder Fernsehen verfolge, habe man manchmal den Eindruck, „Die beschäftigen sich nur mit sich selbst. Und das macht mich manchmal wütend.“
Nur wenig Bundestagsabgeordnete der Regierungsparteien
In Chemnitz und den vier umliegenden Landkreisen sind alle Direktmandate an die AfD gegangen, nur zwei CDU-Abgeordnete ziehen über die Landesliste in den Bundestag ein und können sich in einer kommenden Bundesregierung einbringen. Viele Kommunalpolitiker fürchten deshalb, dass ihre Interessen in der nächsten Bundesregierung kaum vertreten werden.