- Der hinter dem Museum stehende Verein hat einige Veränderungen beschlossen, aber der Gedenkstättenleiter soll bleiben.
- Bis Jahresende soll die Position des Vereinsvorstands getrennt sein von Geschäftsführung und Leitung des Museums, finden Vereinsmitglieder.
- Was sind die Hintergründe der Krise?
Der Trägerverein des Stasi-Museums in Leipzig, das Bürgerkomitee, will im Anschluss an eine Mitgliederversammlung einen ersten Weg aus der Krise einschlagen. Wie der Verein mitteilte, ist am 28. Februar ein neuer Vorstand gewählt worden. Außerdem soll die Position der Gedenkstättenleitung, die Tobias Hollitzer innehat, von der Geschäftsführung getrennt werden. Bis spätestens Jahresende soll diese samt Aufsicht über alle Mitarbeiter an einen separaten Geschäftsführer übertragen werden. So haben es die Vereinsmitglieder beschlossen.
Hollitzer soll Gedenkstättenleiter bleiben
Hollitzer soll für die inhaltliche Arbeit und Weiterentwicklung des Museums „Runde Ecke“ verantwortlich bleiben. Er ist aus der Versammlung vorerst als stellvertretender Vorsitzender hervorgegangen. Die Position des Vereinsvorsitzes wurde bisher nicht besetzt.
Vorstand und Mitgliederversammlung seien dennoch überzeugt, einen wichtigen Schritt zur Auflösung der entstandenen Konfliktsituation geleistet zu haben, heißt es in einer Pressemitteilung. Fortan sollen Geschäftsführer und der Gedenkstättenleiter auch nicht Teil des Vorstandes sein. Dafür muss die Satzung geändert werden. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN teilte Hollitzer dazu mit: „Die künftige Zusammensetzung des Vorstandes ist und bleibt der Mitgliederversammlung vorbehalten, die den Vorstand wählt.“
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zuversichtlich
Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG), Markus Pieper, zeigte sich zunächst erfreut und zuversichtlich: „Wir sehen, dass Bewegung in die Sache gekommen ist und dass dort Probleme diskutiert und angegangen werden“, „Wir müssen abwarten, wie das umgesetzt wird und was die konkreten nächsten Schritte sind“, sagte er im Gespräch mit MDR SACHSEN. Man sei mit der „Runden Ecke“ im Gespräch. „Wir haben das, was für uns schwierig ist, kommuniziert“, sagte er weiter.
Der Stiftungsrat, der auch über neue Fördermittel für die Gedenkstätte entscheidet, wünsche sich eine „zeitgemäße und an modernen erinnerungskulturellen Grundsätzen orientierte Ausstellung“, was nicht heiße, dass „alles eingerissen werden soll, was dort aufgebaut worden ist“. Auch das sei Teil der aktuellen Gespräche, so Pieper weiter.
Vereinsmitglied hält Vorstandsbesetzung für widersprüchlich
Vereinsmitglied Johannes Beleites sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN, dass es ein Widerspruch sei, wenn der Museumsleiter gleichzeitig im Vorstand ist. „Das haben wir seit 35 Jahren und merken, dass das nicht gutgegangen ist“, erläuterte er. Zudem sei der Verein überaltert und der Vorstand bisher nicht bereit gewesen, neue Mitglieder aufzunehmen.
Beleites vermutet, dass die Fördermittelgeber erst wieder Gelder bewilligen, wenn die Satzungsänderung erfolgt und mindestens ein Vertrag für einen potenziellen Geschäftsführer vorliegt. Der Erhalt der „Runden Ecke“ sei sein Wunsch, erklärte Beleites weiter: „Ich wünsche mir, dass die Runde Ecke als Museum und Gedenkstätte erhalten bleibt. Das ist einzigartig. Da ist auch eine großartige Leistung, die dahinter steht – auch von Herrn Hollizer.“
Stasi-Museum in der Krise?
Bereits im Dezember traten drei große Fördermittelgeber an den Verein heran und fassten die Probleme der letzten Jahre zusammen. Der Führungsstil von Hollitzer habe dazu geführt, dass dem Museum rund zwei Millionen Euro an Fördermitteln verwehrt geblieben sind. Konkret geht es um Fördermittel von der StSG, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM).
Im Januar hatten die Fördermittelgeber in einem internen Schreiben kritisiert, dass immer wieder Fristen nicht eingehalten und Fördermittel nicht richtig verwendet wurden. Zudem sei kein tragfähiges Konzept für den Gedenkort an der ehemaligen zentralen Hinrichtungstätte der DDR in Leipzig vorgelegt worden.