Die Weichen besiegen die Harten – und umgekehrt
Die bekannte Ausspracheregel für Konsonanten im Sächsischen, wonach „die Weichen die Harten besiegen“, kehrten vor allem jüngere Menschen um, die dann das B, D und G als P, T und K aussprächen, wenn sie vor einem L oder R stünden. „Dies sorgt dann dafür, dass der Zug am Leipziger Hauptbahnhof mittlerweile an ‚Kleis Trei‘ einfährt. Hören Sie sich in Mitteldeutschland mal um, das ist insbesondere bei jüngeren Personen häufiger zu hören, obwohl es in der einschlägigen Fachliteratur noch kaum beschrieben wurde“, sagt der Sprachwissenschaftler.
Das „Sch“ breitet sich aus
Ein anderes Beispiel sei die sogenannte Koronalisierung des Ich-Lautes hin zu einem „sch“. Statt zu sagen: „Ich habe richtig Hunger“, sagten viele Menschen im ostmitteldeutschen Raum heute: „‚Sch hab rischt’schn Hunger“. Das sei mittlerweile sehr verbreitet – aber vor 100 Jahren für das Sächsische noch kaum systematisch beschrieben worden, sagt Simon Oppermann.
Und er hat eine gute Nachricht für alle, die sich über Umfragen ärgern, in denen ihr Dialekt der angeblich unbeliebteste im ganzen Land sei. „Mir sind keine sprachwissenschaftlichen Argumente dafür bekannt, dass einige Sprechweisen ’schlechter‘ klingen als andere, höchstens ungewohnter. Schließlich ist Vielfalt doch immer noch am schönsten – nicht nur sprachlich“. Dem ist nur hinzufügen: Nu freilich!