Letzte Chance für Deutschland und Europa auf Einflussnahme
Die Ukraine müsse weiter unterstützt werden, sonst werde Deutschland, Europa zum Spielball der Großmächte. Jetzt sei die letzte Chance noch Einfluss zu nehmen. „Die Frage, die man sich stellen muss: Ist eigentlich das Ziel Putins nur die Ukraine? Wenn man den Worten von Putin Glauben schenkt, wie man früher ja auch hätte den Worten von Hitler Glauben schenken müssen, dann ist ja die Zielsetzung klar. Erstens: Amerika raus aus Europa, zweitens ein Westeuropa, was praktisch so eine Art Protektorat für Russland darstellt. Und eben eine Vormachtstellung von Russland. Ich will ein solches Europa nicht haben“, sagt Milbradt.
Geht um mehr als die Ukraine
Strukturwandel in Automobilbranche durch Rüstungsaufträge abfedern
Mit Blick auf Sachsen sieht Milbradt eine Chance, dem Strukturwandel in der Automobilindustrie zumindest für eine gewisse Zeit dadurch zu begegnen, dass Unternehmen künftig im Rüstungssektor tätig werden. Wenn die Verteidigungsausgaben steigen, müssten die Möglichkeiten geschaffen werden, dass das Geld, die Wertschöpfung und die Jobs auch in Deutschland blieben. Es brauche heute andere Antworten als 1990 und in den Anfangsjahren nach der Wende. „Gute Politik ist nur eine, die langfristig gut ist. Nicht eine, die kurzfristige Strohfeuer produziert“. Das komme Milbradt heute oft zu kurz.
Gute Politik ist nur eine, die langfristig gut ist. Nicht eine, die kurzfristige Strohfeuer produziert.
Milbradt als Ukraine-Sonderbeauftragter
Georg Milbradt war von 2002 bis 2008 Ministerpräsident Sachsens. Zuvor war der aus dem Sauerland stammende CDU-Politiker mehr als zehn Jahre Finanzminister des Freistaats. Nach dem Ausscheiden aus der sächsischen Landespolitik wurde er an die Technische Universität Dresden als Professor für Finanzwissenschaften berufen. Seit 2017 ist er unter anderem im Auftrag der Bundesregierung für die Verwaltungsmodernisierung in der Ukraine als Sonderbeauftragter tätig.