Und sie bebt doch! Kleinere Erdbeben sind in Sachsen keine Seltenheit. Erst Anfang Januar 2025 haben 30 Erdstöße in kurzer Zeit das Vogtland erschüttert. Dort kommt es seit mehreren Jahrhunderten zu sogenannten Schwarmbeben. Forscher aus Deutschland und aus Tschechien wollen mehr darüber wissen und installieren hunderte Messstationen rund um das Vogtland bis nach Nordwestböhmen.
In Klingenthal sind an diesem Wochenende mehrere Erdbeben-Messstationen installiert worden. Wissenschaftler wollen damit Schwarmbeben erfassen. Diese kommen laut Sachsens Landesamt für Geologie (LfULG) in der Region immer wieder vor. Insgesamt sollen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet rund 300 solcher Anlagen auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern errichtet werden. Das teilte das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) mit.
Rätsel um Erdbebenschwärme lösen
Mindestens ein Jahr lang soll demnach der Untergrund überwacht werden. Marius Isken vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung zufolge handelt es sich um ein internationales Groß-Experiment. Daran seien Wissenschaftler vom Geologischen Dienst in Sachsen sowie der Akademie der Wissenschaften in Prag beteiligt. „Der Begriff Erdbebenschwarm wurde im Vogtland geprägt“, so Isken. Man wolle nun herausfinden, wie sie entstehen: „Die treibende Kraft hinter diesen Erdbeben ist noch immer ungeklärt.“
Was sind Schwarmbeben?
Neueren Untersuchungen zufolge rufen in der Erdkruste aufsteigende Flüssigkeiten und Gase die typischen Schwarmbeben hervor. Diese sind eine kurzzeitige Serie von manchmal tausenden Erdbeben in einem begrenzten Gebiet. Sie sind meistens schwach und werden von der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Im Vogtland treten Schwarmbeben seit Jahrhunderten regelmäßig auf.
Quelle: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Helmholtz-Zentrum für Geoforschung
Mit Hilfe der Messstationen könne man erstmals flächendeckend nach schwachen Beben in der Tieferde suchen, erklärte die Projektkoordinatorin Pinar Büyükakpinar vom GFZ. Das könnte die Frage beantworten, ob tief in der Erde unter dem Vogtland geschmolzenes Gestein in höhere Erdschichten aufsteigt.
Die Erdbeben sind sehr schwach in der Magnitude. (…) Die Erschütterungen sind im allgemeinen sehr gering.
Dr. Marius Isken | Helmholtz-Zentrum für Geoforschung
Allgemein keine Gefahr für Anwohner
In der deutsch-tschechischen Grenzregion treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Auch am vergangenen Freitag habe es einen kleinen Erdbebenschwarm in Westböhmen gegeben, berichtete Isken vom GFZ. Und im vergangenen Jahr kam es unter dem Vogltand zu dem sogenannten „Klingenthal-Schwarm“. Dieser sei von der Bevölkerung auch wahrgenommen worden. Beruhigend: Von Schwarmbeben geht Isken zufolge allgemein keine Gefahr aus. Die Erschütterungen seien gering.
Mit den Daten aus dem Experiment soll dem GFZ zufolge auch die komplexe Struktur der Erdkruste in dieser Region räumlich abgebildet werden. „Hier haben sich in der geologischen Vergangenheit drei unterschiedliche Kontinentalplatten ineinander verzahnt, überschoben und größere Granitkomplexe gebildet“, sagte GFZ-Projektleiter Professor Dr. Torsten Dahm.
MDR (wim/jog)