Verlieren Sachsen und Deutschland Mikroelektronik-Ansiedlungen?


Die Europäer wollen mit einem digitalen, programmierbaren Euro auf Blockchain-Basis zum Beispiel dem Facebook-Geld Diem alias Libra, aber auch dem digitalen Yuan und Bitcoin Paroli bieten. Foto: Heiko Weckbrodt

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Bloomberg: 6 Milliarden Euro Chipgesetz-Subventionen beantragt – doch nur für ein Drittel reicht das Geld

Berlin/Dresden, 22. März 2025. Mikroelektronik-Unternehmen überschwemmen Deutschland mit einer Flut aus Subventionsanfragen, berichtet das Nachrichtenportal „Bloomberg“. Demnach haben die Unternehmen insgesamt rund sechs Milliarden Euro beantragt. Im Haushalt verfügbar sind aber nur zwei Milliarden Euro. Zudem hatte die Regierung auch nur mit etwa einem Dutzend Anträge gerechnet, eingereicht wurden aber dreimal so viele.

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

Silicon Saxony: Investoren könnten weiterziehen

„Die Frage ist, ob wir Investitionen verlieren, weil die Prozesse zu langsam sind und die Unternehmen woandershin weiterziehen?“, zitiert Bloomberg den Geschäftsführer Frank Bösenberg vom sächsischen Branchenverband „Silicon Saxony“. Diese Frage stelle sich umso mehr, wenn das Geld für die Chip-Subventionen künftig fehle.

Merz könnte Chipförderprogramm weiterführen

Der mutmaßliche nächste Kanzler Friedrich Merz (CDU) soll allerdings laut Bloomberg bereits signalisiert haben, dass er die Subventionsprogramme für die Mikroelektronik in Deutschland fortsetzen will. Ähnlich hatte sich Merz bereits in der Vergangenheit positioniert und die Subventionen für wichtige Chipfabriken wie die von TSMC in Dresden seinerzeit befürwortet. „Wir brauchen hier eine strategische Unabhängigkeit Europas in einer ganz wesentlichen Industrie, über die wir zurzeit nicht verfügen“, betonte der CDU-Chef unter anderem Ende 2023 in einer ZDF-Gesprächsrunde. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob er diese Priorität als mutmaßlich künftiger Kanzler beibehält – und ob er solche Beihilfen im 400 Milliarden Euro umfassenden, schuldenfinanzierten Infrastruktur-Programm unterbringen kann.

Bundesland muss immer 30 % beisteuern

Zudem hat sich bei den Chipgesetz-Subventionen in Deutschland die Regel eingebürgert, dass der Bund bei jedem bewilligten Projekt 70 Prozent der Beihilfen finanziert und das jeweilige Standort-Bundesland 30 Prozent. Prall gefüllt sind aber eben auch die Länderkassen nicht gerade. Und dies gilt auch für Sachsen, das inzwischen als das deutsche Halbleiter-Zentrum schlechthin gilt: Hier haben sich – meist staatlich unterstützt – seit den 1960er Jahren immer mehr Mikroelektronik-Unternehmen und -Institute angesiedelt. Dazu gehörte ursprünglich das ZFTM, nach der Wende Infineon und AMD, später dann auch Bosch, Globalfoundries, X-Fab, AMTC, Jenoptik und viele andere. Durch Chipgesetz-Milliardenbeihilfen hat sich zuletzt TSMC angesiedelt, zudem baut Infineon derzeit ein viertes Halbleiterwerk in Dresden.

Chipgesetz 2.0 gefordert

Als Nächstes sollen neben großen Mikroelektronikfabriken verstärkt auch andere Glieder der Wertschöpfungskette durch das Chipgesetz in Deutschland gestärkt werden. Dazu gehört die paneuropäische 3D-Chip-Entwicklungslinie „Apecs“, die in Teilen in Sachsen realisiert wird. Zudem mehren sich die Wünsche aus der Branche nach einem Chipgesetz 2.0. Durch diese zweite Verteilrunde sollen einerseits Unternehmen wie Globalfoundries, die im ersten Durchgang leer ausgegangen sind, ihre Ausbauprojekte subventioniert bekommen sollen. Andererseits wollen Industrie und Wirtschaftspolitiker auch europäische Lücken im Chipdesign, bei der Materiallieferanten und Ausrüstern durch solch ein zweites Chipgesetz schließen.

Allerdings sind Mikroelektronik-Investitionen nicht zwingend von staatlichen Zuschüssen abhängig, wie das Beispiel USA jüngst gezeigt hat: Dort hat Präsident Donald Trump den Subventionsfluss aus dem Chipgesetz seines Vorgängers Joe Biden abgedreht – und trotzdem hat TSMC rund 100 Milliarden Euro Investitionen in den Vereinigten Staaten zugesagt. Das allerdings hat wiederum viel mit der Marktmarkt der USA, dem Wunsch nach Standort-Diversifikation und der Unsicherheit der Taiwanesen zu tun, ob ein Trump künftig den Inselstaat gegen eine denkbare chinesische Invasion schützen würde.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bloomberg, Oiger-Archiv, Reuters

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt



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