Äußerst bewegte Stunden und Tage liegen hinter mir, und ich bin froh, dass ich am Dienstagnachmittag überhaupt im Auto nach Pokljuka, unserem nächsten Weltcup-Ort, sitzen konnte. Aber den Krimi, der sich für mich hinter den Kulissen abgespielt hat, erzähle ich am besten der Reihe nach. Begonnen hat er nämlich bereits in Nove Mesto, unserer vorherigen Station.
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Schon am Samstag, am Tag der Verfolgung, machten mir nicht nur umherfliegende Pollen das Atmen schwer, sondern ich hatte auch mit Zahnschmerzen zu kämpfen. Auf der Strecke fühlte ich mich elend, zumal ein Temperatursprung von 15 Grad zum Vortag allen Biathleten ohnehin zu schaffen machte.
Im Ziel war ich blass und schlapp, als würde Fieber in mir aufziehen. Mit den Trainern entschied ich, auf die Staffel am Sonntag zu verzichten und stattdessen schon am Vormittag nach Hause zurückzufahren. Ein Zahnarzt der Bundeswehr sollte sich Montagfrüh meiner Beschwerden annehmen.
Gesagt, getan: Gleich nach dem Aufstehen lag ich auf dem Behandlungsstuhl in der Oberhofer Kaserne. Ein Weisheitszahn unten links, der sich ans Tageslicht arbeitet, war der Grund für meine Schmerzen, das Zahnfleisch stark entzündet. Eine schmerzstillende Salbe brachte zunächst Linderung. Ich war optimistisch, am Dienstagmorgen die acht Stunden Autofahrt nach Slowenien antreten zu können. Doch schon über Nacht deutete sich an, dass ich diese Hoffnung würde begraben müssen.
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Morgens waren die Schmerzen zurück und erneut musste ich meinen Trainer Jens Filbrich und unseren Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld in Pokljuka alarmieren: Bitte besorgt mir schnellstmöglich einen Arzt in der Heimat. Nun sollte auch ein Blutbild erstellt werden, ob in meinem Körper Entzündungsherde schlummern und Wettkämpfe damit zu riskant wären.
Bange Stunden begannen: Wann bekomme ich einen Arzttermin? Was zeigt das Blutbild? Kann ich die Reise nach Pokljuka antreten oder nicht? Zwischendurch informierte mich Jens Filbrich darüber, dass das Einzel um einen Tag nach vorn verlegt wird, dafür aber fünf Kilometer kürzer ausfällt – alles eine absolute Nervenprobe.
Erst gegen Mittag hatte ich Gewissheit: Das Blutbild zeigt keine Auffälligkeiten. Ich kann mich im Auto auf den Weg machen. Am späten Dienstagabend bin ich im Mannschaftsquartier eingetroffen. Dort bewerten wir die Lage jetzt von Tag zu Tag. Ich bin aber Optimist: Am Donnerstag stehe ich im Weltcup am Start.
SZ