„Isch bin de Dina, was mach‘ morn heude Scheines mid de Haare?“, fragt Tina Goldschmidt als Friseurin verkleidet auf ihrem Instagram-Kanal „schnappatmig“ in schönstem Sächsisch. Die Parodien in sächsischer Mundart sind die Spezialität der Videoproduzentin aus dem Raum Leipzig. Auch Flugbegleiterinnen oder Polizeibeamtinnen hat sie auf diese Weise schon in Szene gesetzt. Und das mit großem Erfolg: Fast 100.000 Menschen folgen mittlerweile ihrem Kanal. Doch was heute so locker und leicht anmutet, hat einen ernsten Hintergrund. Denn „schnappatmig“ entsteht mitten in der Corona-Krise, die auch für Tina Goldschmidt ein Wendepunkt ist.
Die Corona-Zeit war für mich ein Bruch, der im Nachhinein vielleicht auch ganz positiv war. Ich wurde aufgerüttelt.
Corona als Wendepunkt im Leben
„Während ‚schnappatmig‘ jetzt die Bedeutung hat, dass man vor Lachen keine Luft mehr bekommt, war das bei mir damals aus weniger schönen Gründen. Es war eine Zeit, in der mir manchmal alles zu viel war“, erinnert sich die 36-Jährige. Trotz Soziologie-Master in Oxford und Promotion in Stockholm hängt sie ihre wissenschaftliche Karriere an den Nagel. „Die Corona-Zeit war für mich ein Bruch, der im Nachhinein vielleicht auch ganz positiv war. Ich wurde aufgerüttelt. Mit zwei kleinen Kindern zu Hause konnte ich nicht so weitermachen wie bisher“, sagt Goldschmidt.
Raus aus dem Hamsterrad
Sie will raus aus dem täglichen Hamsterrad und fasst den Entschluss: „Ich werde Komikerin.“ Damit folgt sie gewissermaßen ihrer inneren Stimme, denn an Ideen für komische Stücke mangelt es ihr nicht. „Ich habe schon immer Witze im Kopf gehabt und wollte gern mit Humor arbeiten.“ Zunächst habe sie angefangen, sich Videoschnitt und Tonbearbeitung abends im Selbststudium auf YouTube beizubringen. „Und dann hat es noch mal eine Weile Mutaufbau gebraucht, bis ich im November 2022 gesagt habe, jetzt lade ich mal Videos in den sozialen Medien hoch und schaue, wie die Leute darauf reagieren“, denkt Tina Goldschmidt an die Anfangsphase zurück.
Je mehr ich zeige, wer ich bin und was mich in meinem Alltag bewegt, umso mehr erreiche ich auch die Menschen.
Sächsisch als Sprache des Herzens
Im Laufe der Zeit merkt sie, dass vor allem Authentizität Trumpf ist. „Je mehr ich zeige, wer ich bin und was mich in meinem Alltag bewegt, umso mehr erreiche ich auch die Menschen“, sagt Goldschmidt und fügt an: „Die Menschen wollen echte Menschen sehen und Sächsisch sprechen ist Teil meiner Identität.“ Das so deutlich zu sagen, ist Tina Goldschmidt früher nicht leichtgefallen. „Das musste bei mir erst reifen. Als ich einen Podcast gestartet habe und dort erstmals öffentlich Sächsisch sprach, war das ein wenig unangenehm.“ Sie habe dann hinterfragt, was sie selbst mit dem Dialekt verbinde. „Je öfter ich schließlich gesprochen habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass ich da gar keine Negativität empfinde, weil für mich Sächsisch das ist, was meine liebe Omi mit mir spricht oder was bei uns auf Familienfeiern gesprochen wird.“