Lake Placid. Fürs erste Mal ist es nie zu spät. Weiß nun auch Axel Jungk. Mehr als ein Jahrzehnt rast der Skeletonfahrer nun schon kopfüber auf seinem Schlitten die Eiskanäle runter, war Olympiazweiter 2022 und hat auch einige WM-Medaillen gewonnen. Diese Bronzene aber bei dieser Weltmeisterschaft in Lake Placid ist ein Novum.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
„Noch nie waren Freunde und Familie bei einem Rennen außerhalb von Europa dabei. Das ist unfassbar schön“, erzählt Jungk, und das Glück ist ihm tatsächlich anzusehen, nicht erst nach der innigen Umarmung mit seiner Freundin. „Absolut grandios, ich kann nur immer wieder tausende Male danke sagen. Und selbst das wäre nicht genug. Ich freue mich so sehr.“
Nach dem ersten Tag war er Dritter, knapp hinter dem Zweitplatzierten Marcus Wyatt und noch knapper vor seinem Teamkollegen Christopher Grotheer, dem Olympiasieger und Dauer-Weltmeister der vergangenen Jahre. Wer aber dachte, dass der Temperatursturz, in der Nacht auf Freitag sank das Thermometer um fast 20 Grad Celsius, etwa auch Jungk stürzen könnte, lag komplett daneben.

In Lake Placid auf dem Weg zur Medaille: Axel Jungk vom BSC Sachsen Oberbärenburg.
Quelle: Seth Wenig
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Das Gegenteil passierte im Eiskanal, der nun um zweieinhalb Sekunden schnellere Laufzeiten ermöglichte: Der in Führung liegende Brite Matt Weston baute mit Bahnrekord seinen Vorsprung aus, der Thüringer Grotheer fiel zurück – und Jungk fuhr auf Platz zwei vor. Im abschließenden vierten Durchgang rutschte Grotheer dann sogar auf Rang sieben ab, und Jungk tauschte mit Wyatt noch einmal die Plätze, 0,03 Sekunden gaben letztlich den Ausschlag.
Hadern aber konnte und wollte der Skeletoni vom BSC Sachsen Oberbärenburg nicht. „Ich habe schon zweimal WM-Silber gewonnen und war danach sehr schlecht gelaunt, weil es Gold sein sollte. Jetzt, nach den letzten zwei, drei harten Jahren mit mehr Talfahrten als alles andere, ist das ein toller Saisonabschluss“, erklärte der gebürtige Zschopauer, der lange in Dresden lebte und seit vergangenem Sommer in Dortmund wohnt.

Die Bronzemedaille ist für den 34 Jahre alten Jungk wie ein Sieg.
Quelle: SZ/Tino Meyer
Nach dem ersten Tag, der nach den Rennen mit fünf, sechs Stunden Kufenpflege weiterging, fühlte er sich bestens gerüstet, und Nervenflattern kam sowieso nicht infrage. „Dafür bin ich lange genug dabei“, betonte Jungk, der am Mittwoch seinen 34. Geburtstag – natürlich nicht feierte so kurz vor dem Saisonhöhepunkt.
Vom alten Hasen im Eiskanal zu sprechen, ist ein ebenso schiefes sprachliches Bild – beschreibt es bei ihm aber ziemlich gut. Vor 13 Jahren, als die traditionsreiche wie anspruchsvolle Bahn im US-amerikanischen Lake Placid ihre bis dato letzte WM erlebte, war Jungk bereits am Start.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Alle 21 Athleten, die damals vor ihm platziert waren, haben ihre Karrieren längst beendet. Dass er es so lange, so gut und immer wieder auch erfolgreich geschafft hat, ist wiederum nicht nur eine Verletzungsgeschichte für sich. „Dass ich das hier unter den schweren Bedingungen noch mal so hinbekommen habe, macht mich sehr stolz“, so Jungk.
SZ